Analyse der Sparkasse Allgäu und der LBS Süd: Zinsanstieg bereinigt Preisspitzen auf dem Markt für Wohnimmobilien im Allgäu

, Sandra Zoufahl

Das anhaltend hohe Zinsniveau hat auch im Allgäu zu einem Rückgang der Preise für Wohnimmobilien geführt. Nachdem die Preisspitzen vergangener Jahre abgeschmolzen sind, zeichnet sich eine Stabilisierung der Preisentwicklung auf hohem Niveau ab, erklärten Vertreter der Sparkasse Allgäu und der LBS Süd heute bei einem Pressegespräch. Bauspardarlehen sind in der Region stark gefragt.

„Zu Beginn des Jahres scheint der Zinsgipfel überschritten worden zu sein. Damit haben sich die Aussichten für Immobilienfinanzierungen wieder leicht aufgehellt. Dennoch schränkt das immer noch vergleichsweise hohe Zinsniveau den Kreis der potentiellen Immobilienkäufer weiterhin ein“, erklärte Gerhard Grebler, Vorstandsmitglied der LBS Süd. Das Interesse an Eigenheimen in der Region ist allerdings nach wie vor groß. „Die Preisentwicklung bietet wieder Chancen für Käufer insbesondere auf dem Gebrauchtmarkt, gerade auch bei Objekten, die aufgrund ihrer Lage oder Ausstattung nicht zu den Topsellern gehören. Insgesamt rechnen wir aufgrund der Nachfragesituation tendenziell mit einer Stabilisierung der Immobilienpreise“, sagte Angelo Picierro, Vorstandsmitglied der Sparkasse Allgäu.

Die Kehrtwende auf dem seit 2010 währenden Wachstumspfad des bayerischen Immobilienmarktes hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt. 2023 sind in Bayern Wohn- und Gewerbeimmobilien mit einem Wert von knapp 45 Milliarden Euro ge- und verkauft worden – etwa 32 Prozent weniger als im Vorjahr, wie sich aus dem Grunderwerbsteueraufkommen errechnen lässt. In Kempten betrug das Volumen der Immobilientransaktionen 205 Millionen Euro und in Kaufbeuren 116 Millionen Euro. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre lag der Wert in Kempten bei 247 Millionen Euro und in Kaufbeuren bei 141 Millionen Euro. Die Kreise Ober- und Ostallgäu verzeichneten im vergangenen Jahr ein Transaktionsvolumen von 516 bzw. 375 Millionen Euro. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre lagen die Werte im Kreis Oberallgäu bei 506 und im Kreis Ostallgäu bei 403 Millionen Euro. „Diese Entwicklung zeigt die Beruhigung auf dem Immobilienmarkt nach einer Dekade sehr starken Wachstums“, sagte Picierro.

Detaillierte Angaben zu den Immobilienpreisen enthält der Marktspiegel der Sparkassen-Finanzgruppe. Demnach kosten Baugrundstücke zwischen 250 und 1.500 Euro pro Quadratmeter. Doppelhaushälften und Reihenhäuser sind für 500.000 bis 1,2 Mio. Euro zu haben und neue Eigentumswohnungen für 4.000 bis 8.000 Euro pro Quadratmeter. Gebrauchte freistehende Häuser werden für 450.000 bis 1,8 Mio. Euro angeboten, gebrauchte Doppelhaushälften und Reihenhäuser für 350.000 bis 1 Mio. Euro und Eigentumswohnungen für 2.200 bis 7.000 Euro pro Quadratmeter.

Der Bedarf an Wohnraum wird in Bayern auch in Zukunft hoch bleiben. Der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Landesamts für Statistik zufolge werden 2042 gut 600.000 mehr Menschen im Freistaat leben als derzeit. Etwa 14 Millionen Einwohner wird Bayern dann haben. In erster Linie ist das auf Zuzug aus anderen Teilen Deutschlands und dem Ausland zurückzuführen. Laut der Prognose des Landesamts für Statistik wird die Bevölkerungszahl 2042 in Kempten bei etwa 75.200 liegen. Das entspricht einem Wachstum von gut sieben Prozent. In Kaufbeuren wird Bevölkerung im selben Zeitraum auf rund 50.200 und damit um knapp zehn Prozent anwachsen. Im Landkreis Oberallgäu werden es knapp 167.000 Einwohner sein – 5 Prozent mehr als heute – und im Landkreis Ostallgäu rund 159.000 Einwohner, was ein Plus von gut neun Prozent bedeutet.

Während der Bedarf an Wohnraum hoch bleibt, ist bei der Bautätigkeit kein zusätzlicher Schwung zu erkennen. Das Ziel der Bayerischen Staatsregierung von rund 70.000 neuen Wohnungen pro Jahr wurde bisher nicht erreicht. „Die Zahl der Baufertigstellungen lag zuletzt im Bereich von etwa 60.000. Und eine wesentliche Steigerung ist nicht zu erwarten, im Gegenteil“, erklärte Grebler. Naturgemäß unterliegt die Bautätigkeit regional stärkeren Schwankungen – insbesondere getrieben von der Verfügbarkeit von Bauland. „Insgesamt hat die Zahl der Baufertigstellungen in den vergangenen Jahren ein hohes Niveau erreicht. Dennoch wird dies nicht überall der Nachfrage gerecht. Insofern ist auch weiterhin eine rege Bautätigkeit erforderlich“, sagte Picierro.

Trotz der gebremsten Entwicklung am Immobilienmarkt konnte die Sparkasse Allgäu im vergangenen Jahr 216 Objekte vermitteln. Der Wert der Kaufobjekte hat 63,7 Millionen Euro erreicht. Die Darlehenszusagen von Baufinanzierungen für Privatkunden beliefen sich auf 259,5 Millionen Euro.

Besonders attraktiv sind im aktuellen Zinsumfeld Bauspardarlehen. Die Summe der Auszahlungen stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr bei der LBS Süd um rund 186 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro. „Wer einen zuteilungsreifen Bausparvertrag hat, kann jetzt bei der Baufinanzierung davon profitieren und gehört zu den großen Gewinnern der Zinswende. Das zeigt den Kernnutzen des Bausparens: langfristig sichere und günstige Darlehenszinsen“, sagte Grebler. Die Sparkasse Allgäu hat im vergangenen Jahr Bauspardarlehen in einer Summe von rund 19 Millionen Euro bewilligt. Das ist ein Plus von 204 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Der steile Anstieg der Zinsen hat vielen bewusst gemacht, dass Planungssicherheit bei der Baufinanzierung ein wertvoller Trumpf ist“, so Horwath.

Angelo Picierro (Vorstandsmitglied Sparkasse Allgäu), Gerhard Grebler (Vorstandsmitglied LBS Süd) und Stefan Horwath (Leiter Immo-Center, Sparkasse Allgäu, v.l.). Foto: Sandra Zoufahl