Mit Pickel und Schaufel am Berg - die Wegemacher des Deutschen Alpenvereins
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn Sie beim Wandern in unseren schönen Allgäuer Alpen unterwegs sind, denken Sie doch einmal an die Wegemacher des Deutschen Alpenvereins (DAV). Ihnen ist es nämlich zu verdanken, dass die Bergwege so gut in Schuss sind.
Bei der DAV-Sektion Allgäu-Kempten rückt Wegewart Herbert Lederle und seine Wegebauer-Truppe mit dem Pickel im Gepäck aus, um die Spuren, die der Winter und Wetterkapriolen hinterlassen haben, zu beheben. Sie betreuen 27 Kilometer Bergwege im Allgäu. Der Trupp aus sechs rüstigen Rentnern im Alter zwischen 67 und 74 kommt so im Jahr auf rund 250 Arbeitsstunden - davon sind einige Einsätze echte Knochenarbeit. Denn die Wegemacher transportieren ihr Werkzeug aus eigener Kraft auf den Berg. Nur für große Baumaßnahmen, die schweres Gerät erfordern, greifen sie auf hochgebirgserprobte Baufirmen zurück.
Finanziell unterstützt werden sie bei ihrer Mammutaufgabe von der Sparkasse Allgäu - heuer mit 10.000 Euro.
Nach dem Winter wartet die Arbeit
Für die Wegemacher ist der Frühling immer die spannendste Jahreszeit: Erst nach der Schneeschmelze lässt sich abschätzen, welche Spuren der Winter hinterlassen hat und wieviel Arbeitsaufwand erforderlich ist, um die Wege wieder begehbar zu machen. Ein besonderes Augenmerk haben die Wegemacher dabei auf die Zustiege zu den beiden Hütten der Sektion. Auf der Kemptner und der Rappenseehütte herrscht im Sommer Hochbetrieb – ein gut markierter und begehbarer Zustiegsweg ist daher Grundvoraussetzung für den Hüttensommer. Vor allem beim Zustieg zur Kemptner Hütte durch den Sperrbachtobel ist der Einsatz der Wegemacher gefragt: Eine Brücke über den Bach muss jedes Jahr im Herbst zerlegt und winterfest – sprich: lawinensicher – in der Nähe eingelagert und dann im Frühjahr wieder aufgebaut werden.
Besonders viel Arbeit hatten die Wegemacher hier im Frühjahr 2019: Nach einem schneereichen Winter mit etlichen Lawinen stapelten sich die Bäume im Sperrrbachtobel meterhoch. Bevor die Wegemacher überhaupt an die Erweckung der Brücke aus dem Winterschlaf denken konnten, musste der Weg dorthin erst einmal mit schwerem Gerät freigeräumt werden. „Wir mussten mit der Kettensäge anrücken – sonst hätte es überhaupt kein Durchkommen gegeben – die Bäume lagen mannshoch“, erinnert sich Wegewart Herbert Lederle. So sind es vor allem Jahreszeiten und Wetterlagen, die die Arbeit der Wegemacher bestimmen: Neben den Schäden, die der Winter an den Wegen hinterlässt, sind sie auch besonders nach Starkregen gefordert, wenn Muren oder die Wassermassen wieder einmal Wegabschnitte unpassierbar gemacht haben.
Wegemacher aus Leidenschaft
Trotz des reifen Alters der Truppe ist die schweißtreibende Arbeit für alle Wegemacher eine echte Herzensangelegenheit. So ist Lederle bereits seit 15 Jahren Wegemacher und Wegewart der Sektion. Zuvor hatte er bereits über zwanzig Jahre die Wege zur Kemptner Hütte betreut. Mit diesem halben Leben im Dienste der Bergwege ist Lederle der Dienstälteste unter den Wegemachern. Er denkt zwar noch nicht ganz ans Aufhören, in Zukunft will er aber etwas kürzer treten und die hochalpinen Arbeiten, wie die Betreuung der Abschnitte am Hohen Licht und am Heilbronner Weg, den etwas jüngeren Kollegen überlassen.
Wobei „jünger“ in diesem Fall relativ ist: Gut in den 60ern stehen auch die „Youngster“ unter den Wegemachern. So ist Peter Weiß - Herberts designierter Nachfolger als Leiter der Wegemacher – gerade einmal drei Jahre jünger als Lederle selbst. Weiß ist ebenfalls schon etliche Jahre Wegemacher aus Leidenschaft und würde sich freuen, wenn sich die Truppe in Zukunft noch etwas verjüngen würde.
Ehrenamtlich im Einsatz
Mit dem Nachwuchs für die Wegemacher ist es allerdings nicht ganz so einfach, denn die Arbeit ist hart und die Rentner rücken meist unter der Woche morgens aus, wenn auf den Bergwegen deutlich weniger los ist. Und Herbert und seine Männer machen ihre Arbeit ehrenamtlich – für ein anerkennendes Wort der vorbeikommenden Wanderer und eine Brotzeit auf der Hütte. Umso mehr schmerzt es die Wegemacher, wenn etliche Stunden Arbeit durch Vandalismus zunichte gemacht werden – wie zuletzt am Kemptner Mariaberg. Dort hatten die Wegemacher gerade erst den Alpenvereinsweg nach den Sturmschäden des Frühjahrs instand gesetzt, als große Teile der Treppen, Brücken und Geländer von Unbekannten wieder mutwillig zerstört wurden. Das hieß für Herbert und seine Männer: Material an den Mariaberg transportieren, hinauftragen und dann mühsam wieder neue Versicherungen errichten.
Die Sparkasse Allgäu als langjähriger Unterstützer
Und wer zahlt das Ganze? Für die Materialkosten und für Baugeräte, die bei größeren Maßnahmen angemietet werden müssen, kommt normalerweise die DAV-Sektion auf. Ein weiterer großer Förderer des Wegebaus ist zudem die Sparkasse Allgäu, die bereits seit etlichen Jahren Projekte im Allgäu mit großzügigen Spenden unterstützt. So waren Lederle und seine Mannen auch in diesem Jahr wieder froh über eine Spende der Sparkasse in Höhe von 10.000 Euro. Mit dem Betrag sollen dringend erforderliche Sanierungen der Wege im Rappenalptal durchgeführt werden. Lederle freut es ganz besonders, dass die Sparkasse Allgäu ihre Arbeit schon seit vielen Jahren unterstützt: „Die Sparkasse hat in den letzten Jahren immer wieder Wegebauprojekte oder Beschilderungsmaßnahmen finanziert. Damit hat die Sparkasse auch einen großen Anteil daran, dass wir hier im Allgäu so gut gepflegte und markierte Wege haben.“
Einen Eindruck von der Arbeit der Wegemacher konnten sich Sparkassenvorstand Heribert Schwarz und Marktbereichsleiter Richard Vanoni im Juli bei einer Begehung des wieder frisch instandgesetzten Alpenvereinswegs am Mariaberg machen.
Wegebau für die Fitness und das Eheleben
Und damit die Allgäuer Bergwege auch in Zukunft perfekt gewartet und markiert bleiben, rücken die Wegemacher auch weiterhin mit Pickel und Schaufel aus, solange es die Fitness und die Frauen zu Hause noch zulassen. Zu letzterem Thema hat Lederle eine nette Anekdote parat: Einmal habe ihn die Frau eines Wegemachers angerufen und nachgefragt, ob Herbert ihren Mann nicht wieder einmal für eine Maßnahme einplanen könne – damit er „verräumt“ sei. Somit nutzt der Wegebau nicht nur den Wanderern im Allgäu sondern wirkt sich anscheinend auch positiv auf das Eheleben der Wegemacher aus.
Liebe Leserinnen und Leser,
was haben wir für großes Glück: Wir leben in einer der reizvollsten Gegenden in Deutschland und Dank der engagierten Arbeit der Wegemacher können wir unsere Allgäuer Bergwelt in vollen Zügen genießen.
Und vielleicht hat diese Geschichte den einen oder anderen animiert, sich den fleißigen Wegemachern anzuschließen. Es kann der Fitness und dem Eheleben nur gut tun ;-)
Viele Grüße und viel Spaß beim Wandern
Sandra Gessner
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