Klausentreiben in Oberstdorf
Liebe Leserinnen und Leser,
wer nicht im Allgäu lebt und den 6. Dezember in Oberstdorf schon einmal miterlebt hat, der kann sicherlich behaupten, dass der Brauch des Klausentreibens für Außenstehende faszinierend, verwirrend und gruselig zugleich ist.
Um nun etwas Licht ins Dunkle zu bringen und über diesen Brauch aufzuklären, habe ich mich selbst in Gefahr gebracht, denn ich habe es gewagt, mich am 6. Dezember vor meine Haustür zu begeben. Durchtrieben von Todesängsten hat meine Recherche und sogar ein Interview folgende Ergebnisse hervorgebracht:
Wie sieht das Ganze heute aus?
Bei uns im Alpenraum wurde das Klausentreiben im 20. Jahrhundert neu belebt.
Junge Männer verkleiden sich mit meist selbstgemachten Fellen und tragen einen mit oft von Hörnern verzierten Helm über dem Kopf, den hier genannten „Klöüsegrind“ (Klausenkopf). So streifen sie in der Nacht durch die Straßen. Man kann meist bis in die frühen Morgenstunden ihre Glocken und Schellen hören.
Heute wird wohl nicht mehr vorrangig das Vertreiben der bösen Geister das Ziel der Klausen sein, sondern viel eher haben diese es auf Kinder und neugierige Zuschauer abgesehen.
Interview mit einem Klaus
Unter Todesängsten habe ich mich dazu überwunden, mit einem der Tiefenbacher Klausen ein Interview zu führen. Das kam dabei raus:
Was am Klausentreiben macht dir am meisten Spaß?
Diese alte Tradition weiterhin am Leben zu erhalten und natürlich auch die Gemeinschaft mit den anderen Klausen durch das Dorf zu springen und zu trinken.
Ist dein Häs (Kostum) selbstgemacht?
Das ganze Häs ist selbstgemacht. Das macht es einzigartig und zu etwas ganz Besonderem.
Inwiefern unterscheidet ihr euch von den Klausen in umliegenden Orten?
Vorrangig unterscheiden wir uns alle im Aussehen. Dabei geht’s um die verschiedenen Felle, Hörner, keine Hörner und schlussendlich schaut natürlich auch jeder ganz unterschiedlich aus durch die eigene Herstellung. Es wird immer mal wieder erzählt , dass wir auf den kleinen Dörfern härter zuschlagen. Ich würde allerdings behaupten, dass wir sehr brave Klausen sind.
Gibt es unter den Klausen Hierarchien?
Es gibt zwar einen Oberklaus, dabei geht’s aber mehr um die ganze Organisation.
Wie lange seid ihr in der Nacht des 6. Dezembers unterwegs?
Wir in Tiefenbach beginnen um 18:00 Uhr mit unserer Dorfrunde. Gegen Ende hin wird es zu einer „Open-End“-Veranstaltung. Meist geht das Ganze aber bis tief in die Nacht.
Gibt’s Personen auf die ihr Rücksicht nehmt oder auch Personen auf die ihr es besonders abgesehen habt?
Bei dem Brauchtum geht es nicht darum, Leute zu verhauen, sondern böse Wintergeister zu vertreiben. Natürlich kann es allerdings vorkommen, dass ein Lausbube oder Mädel einen Schlag mehr mit der Rute abbekommt.
Ich hoffe, dass ich euch einen kleinen aber spannenden Einblick in die Welt der Klausen verschaffen konnte.
Was haltet ihr von diesem alten Brauch?
Schreibt mir gerne einen Kommentar.
Bis bald,
Emilia
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