Weil jede Sekunde zählt

10.01.2023
Kategorien: Rund um die Sparkasse, Allgäu, Gut für das Allgäu
Autor: Sandra Zoufahl Avatar für Sandra Zoufahl

Liebe Leserinnen und Leser,

wussten Sie, dass jedes Jahr rund 70.000 Menschen in Deutschland außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herzstillstand erleiden? Treffen kann es Junge wie Alte, Sports-Kanonen wie Couch-Potatoes. Und hätten Sie vermutet, dass sich bereits nach 3 bis 5 Minuten irreversible Hirnschäden entwickeln, wenn nicht mit der Wiederbelebung begonnen wird? Der Tod tritt nach knapp 10 Minuten ein. Dabei braucht der Rettungswagen, je nach geografischer Lage, 8 bis 15 Minuten zum Unfallort. Nur 10 bis 15 Prozent der Patienten überleben solch einen Notfall. Ist das nicht erschreckend?

Eine App erhöht die Chancen

Der Freiburger Verein Region der Lebensretter e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Chancen für die Betroffenen zu erhöhen. Dazu hat er eine dänische App „First AED“ weiterentwickelt und in Deutschland unter dem eigenen Namen „Region der Lebensretter“ etabliert, bisher vor allem in Baden-Württemberg. Bernhard Settele, Informatiker und ehrenamtlicher Retter, hat die App nun ins Allgäu geholt – als erste Region in Bayern. Mit zwei Mitstreitern bildet er die Allgäuer Projektgruppe des Vereins und kümmerte sich um die Positionierung in Bayern. „Es war ein langer Weg, bis wir die App am 17. Dezember 2022 aktiv schalten konnten. Rund 50.000 Euro und viel Herzblut hat es gekostet“, erinnert er sich.

Die App des Vereins Region der Lebensretter e.V.
Die App des Vereins Region der Lebensretter e.V.
Spendenübergabe am Allgäuer Berghof
Christian Neusch (Vorstandsmitglied Sparkassenstiftung Allgäu), Bernhard Settele (Projektverantwortlicher für das Allgäu vom Verein Region der Lebensretter e.V.), Alex Kraus (Hauptberuflicher Rettungssanitäter) und Heribert Schwarz (stv. Vorstandsvorsitzender Sparkasse Allgäu, v.l.) bei der Spendenübergabe auf dem Allgäuer Berghof.

Finanzielle Unterstützung von der Sparkasse Allgäu

„Diese App ist für unsere Region unheimlich wichtig. Deshalb haben wir auch gerne 10.000 Euro aus der Sparkassenstiftung Allgäu beigesteuert“, erklärte Heribert Schwarz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Allgäu, bei der Spendenübergabe.

Und so funktioniert die App:

Eingehender Notruf

Eingehender Notruf

über die Notrufnummer 112 mit Verdacht auf Herz-Kreislauf-Stillstand

Alarmierung der Einsatzkräfte

Alarmierung der Einsatzkräfte

Rettungswagen und Notarzt. Parallel dazu: Lokalisierung und Alarmierung der nächsten registrierten Ersthelfenden über ihr Smartphone.

Einsatzbestätigung der Ersthelfenden

Einsatzbestätigung der Ersthelfenden

Einsatzbestätigung der alarmierten Ersthelfer über ihr Smartphone. Auswahl der vier nächststehenden Ersthelfer, die per App zum Notfall bzw. nächsten Defibrillator geleitet werden.

Rollenzuteilung für die Ersthelfenden

Rollenzuteilung für die Ersthelfenden

Nr. 1 führt Herzdruckmassage durch.
Nr. 2 löst Nr. 1 bei Herzdruckmassage ab.
Nr. 3 bringt Defibrillator zum Patienten.
Nr. 4 weist den Rettungsdienst ein.

Technischer Helfer: Defibrillator

Eine Herzdruckmassage ist für Ersthelfende sehr anstrengend. Ein Defibrillator (AED) ist dabei eine große Hilfe. Er gibt kontrollierte Stromstöße ab und wird bei einem Herzstillstand zur Wiederbelebung eingesetzt. Die App der Region der Lebensretter kann über eine integrierte Datenbank die Standorte abrufen und die Ersthelfenden zum nächstgelegenen Defibrillator schicken.

Im Allgäu hängen viele Defibrillatoren an öffentlich zugänglichen Stellen. In den Städten sind diese meist fußläufig nur 5 Minuten voneinander entfernt. Damit auch auf dem Land mehr Defibrillatoren helfen können, hat die Sparkasse Allgäu vor zwei Jahren 11 weitere Geräte im Gesamtwert von 13.200 Euro angeschafft.

Standorte der AEDs von der Sparkasse
Füssen-Weißensee, Lechbruck, Obermaiselstein, Oberstaufen-Steibis, Roßhaupten, Ronsberg, Seeg, Stötten am Auerberg, Unterthingau, Untrasried und Wald.

Übergabe des Defibrillators in Untrasried im August 2019
Übergabe des Defibrillators in Untrasried im August 2019 (v.l.): Christian Unsin (Sparkasse Allgäu), Robert Asam-Kugelmann (Ausbilder Erste Hilfe in der FFW), Klaus Schmidt (Sparkasse Allgäu), Robert Holzheu (1. Kommandant), Alfred Wölfle (1. Bürgermeister) und Markus Wintergerst (Ausbilder Erste Hilfe in der FFW)

Wichtigste Komponente: die Lebensretterinnen und Lebensretter

Damit das Zusammenspiel von Mensch und Maschine erfolgreich ist, braucht es entsprechend qualifizierte Ersthelfende. Sie sind Mitarbeitende von Hilfsorganisationen oder Kliniken oder haben mindestens eine Ausbildung als Sanitätshelfende.

Momentan sind im Allgäu rund 550 dieser Profis in der App registriert. „Das Helfernetz soll aber sukzessive ausgebaut werden“, erklärt Bernhard Settele. Aber auch registrierte Ersthelfende anderer Regionen, in denen die App verwendet wird und die sich zum Zeitpunkt des Notfalls im Allgäu aufhalten, werden von der App aktiviert.

Das Allgäuer Lebensretter-Team arbeitet mit allen hier aktiven Hilfsorganisationen und Kliniken zusammen. Wer sich auch als Lebensretter:in engagieren möchte, kann bei seiner eigenen Organisation oder Klinik nachfragen, ob es bereits eine Kooperation gibt und sich nach dem internen Ablauf erkundigen. Registrieren kann man sich dann direkt in der App. Weitere Informationen gibt es unter https://regionderlebensretter.de/lebensretter-werden/.

Aber auch Spenden helfen dem Verein beim Leben retten – und dabei können alle mitmachen.

Liebe Leserinnen und Leser,

es beruhigt mich sehr, dass auch unser Allgäu – von Lindau am Bodensee über das Oberallgäu, Kempten, Ostallgäu bis nach Kaufbeuren - jetzt eine Region der Lebensretter ist. Und durch den Einsatz der App und der daraus resultierenden schnellen Hilfe kann die Überlebenschance der Patientinnen und Patienten verdoppelt bis vervierfacht werden.

Wie die App in der Praxis funktioniert, sehen Sie in diesem Video.

Viele Grüße
Sandra Zoufahl

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