Von brennenden Bergen und uralten Ritualen
Wer von euch ist im Allgäu groß geworden oder lebt seit Jahren hier und hat schon einmal etwas von den Bergfeuern gehört? Wahrscheinlich nicht jeder von euch! Dir sagt das auch nichts?! Dann ist es ja gut, dass du über diesen Artikel gestolpert bist, denn wie der „Zufall“ es will, findet dieses immaterielle UNESCO Weltkulturerbe dieses Wochenende, genauer gesagt am 19.06.2021, statt (vorausgesetzt das Wetter spielt mit).
„Feuer in den Bergen“ ist ein aus dem Mittelalter stammender Brauch, der zur Sonnenwende vollzogen wird. Meistens findet dies Mitte Juni statt, wenn der längste Tag auf die kürzeste Nacht trifft. (Der genaue Termin lässt sich aber online auf der Seite des jeweiligen Veranstaltungsortes finden und wird eigentlich immer auf einen Samstag gelegt.)
Worum es geht
Jetzt habe ich viel geschrieben und du fragst dich vielleicht, worum es denn nun eigentlich geht? Überall in den Bergen werden Fackeln bzw. Feuer angezündet. Diese ca. 10.000 einzelnen Feuer sind in bis zu 2.000 Meter Höhe angebracht. Die Fackeln sind so verteilt, dass sie vom Tal aus gesehen Bilder formen. Dies ergibt aufgrund der Höhe und Lage in Kombination mit der nächtlichen, fast mystischen Atmosphäre eine ganz besondere Stimmung, wie du dir bestimmt vorstellen kannst. Dieses Brauchtum wurde von der UNESCO als so besonders und erhaltenswert erachtet, dass es 2010 als immaterielles Weltkulturgut eingestuft wurde.
Im Nebel der Geschichte
Im Mittelalter dachten die Menschen, dass man mit diesem Brauch, noch in abgewandelter Form, böse Geister und Gestalten vertreiben und sich somit auf die wieder kürzer werdenden Tage und die zweite Jahreshälfte vorbereiten kann. Leider war die Geschichtsschreibung im Mittelalter und der Frühen Neuzeit noch nicht so akkurat wie heute. Vieles bleibt leider im Nebel der Geschichte verborgen. Wir springen nun aber einige hundert Jahre nach vorne.
Im Frühjahr 1796 traf der Krieg gegen Napoleon das Land Tirol vollkommen überraschend und dementsprechend unvorbereitet. Da es zu dieser Zeit schwierig war, über die Berge hinweg mit anderen Gesinnten zu kommunizieren, schlug ein Pfarrer auf einer Versammlung der Tiroler Landstände vor, die Angelegenheit dem Heiligsten Herzen Jesu, was in diesem Fall die Verkörperung von Jesus Christus ist anzuvertrauen. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen und schaffte etwas, das zu dieser Zeit nicht leicht zu erreichen war. Die einzelnen Landstände formierten sich alle zusammen, mit einem Ziel, ihr Land zu verteidigen, was sie letztendlich auch schafften. Daraufhin wurde dem Heiligsten Herzen Jesu ein Feiertag gewidmet und diese Tradition der Verehrung und der Kommunikation über die Berge hinweg hält bis heute vor, sowie auch der Name. So lässt sich auch die Frage beantworten, warum auch heute noch so viele christliche Motive, die aus den Feuern gebildet werden, zu sehen sind.
Meine Erfahrungen
Ich hoffe, ich habe mittlerweile deine Neugierde geweckt?! Ja?! Sehr schön, du hast aber vielleicht noch Fragen zum Ablauf? Brauche ich ein Ticket? Wo muss ich wann hin und was gibt’s zu beachten? Hier sind meine Antworten:
Bis vor einigen Jahren kannte ich die Bergfeuer auch nicht und stelle mehr und mehr fest, dass ich bei weitem nicht der Einzige bin und viele Leute aus dem Allgäu dieses besondere Ereignis nicht kennen, geschweige denn schon einmal besucht haben. Ich würde mich freuen, wenn du mir Anregungen, Kritik oder auch eigene Erfahrungsberichte in die Kommentare unter den Artikel schreibst.
Cu und bis bald Kevin
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